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Landleben.

Landleben.

Seit einem halben Jahr leben wir im Süden Victorias auf einer kleinen Insel südlich von Melbourne. Wir leben hier ländlich. Außerhalb der Touristensaison geht es hier sehr ruhig und beschaulich zu. Viele Straßen sind nicht asphaltiert, Gallahs und Magpies sitzen im Garten und die Kookaburras lachen sich einen Ast. Straßenbeleuchtung ist auch eher spärlich und so ist es auch nachts ruhig und vor allem sehr dunkel. Wir leben recht ab vom Schuss und wenn es denn Bürgersteige geben würde, wären die wahrscheinlich 24/7 hochgeklappt.

Der nächste Ort ist 5 km entfernt. Es gibt hier zum Glück immerhin drei Supermärkte und einige kleine Geschäfte. Außerhalb der Saison haben davon fast die Hälfte geschlossen. Im Supermarkt wir man immer freundlich begrüßt und mittlerweile kennt man schon so viele Leute, dass man beim Einlaufen auch mal auf einen kleinen Plausch stehen bleibt. Dorf eben.

Die Insulaner sind freundlich, offen und hilfsbereit. Herrlich, wenn man mit „Love“ angesprochen wird und einem „How is it going“ begrüßt wird – egal wo und egal ob man die Leute kent oder nicht. Ich mag das sehr. Auch wenn es die normalen Umgangsfloskeln sind fühle ich mich dadurch gesehen.

Die freundlche Art ist allerdings recht unverbindlich und so richtige Beziehungen enstehen dadurch eher selten bzw. nicht ganz so schnell. Trotzdem – ich mag die aufgeschlossene, interessierte und humorvolle Art der Leute hier. Etwas rauh mit einer gehörigen Portion schwarzen Humors und vor allem dem Herzen auf dem rechten Fleck. Ich bin immer wieder überrascht, wie unverblümt hier die persönlichen Meinungen geäußert werden und wie gelassen die Leute darauf reagieren.

Was mich hier besonders flashed ist die Aufmerksamkeit und das bedürfnisorientierte Handeln in den Schulen, die unsere Kinder besuchen. Mein Sohn ist in der 7.Klasse an einem Secondary College, einer öffentlichen Gesamtschule. Da er Englisch als Zweitsprache spricht bekommt er in fast allen Fächern etwas mehr Zeit und Unterstützung für seine Aufgaben. Es werden uns als Eltern regelmäßig Gesprächstermine angeboten, um zu schauen wie es ihm geht, ob er sich wohl fühlt und ob und wo er noch Unterstützung braucht. 

Als Highlight bekommen die Kids, die konstant mitarbeiten, sich bemühen und engagieren und die, die sich seit dem Anfang des Schuljahres verbessert haben und Einsatz zeigen eine Anerkennung. In diesem Fall ein Ausflug in ein Shoppingcenter in der Nähe von Melbourne.

Hört sich vielleicht für uns als Erwachsene nicht so richtig prickelnd an, ist für die Teenies aber ein totales Highlight, denn hier, wo sich Possum und Wallaby „Gute Nacht“ sagen, gibt es kaum Einkaufsmöglichkeiten. Erst recht keine Klamottenläden.

Es ist auch schön zu sehen, dass unsere Kinder sich gut eingewöhnt haben und die Schule in Deutschland so gar nicht vermissen, denn die Lehrer seit en hier viel netter und der Unterricht viel cooler. (Aussage der Kinder)

Klar sind die Tage von 9-15:30 recht lang, dafür gibt es selten Hausaufgaben. Viel Zeit für Anderes ist da nicht mehr. Trotzdem haben wir das Gefühl, dass die Kinder ausgeglichener, zufriedener und am Allerwichtigsten glücklich sind. Sie haben Spaß am Lernen und freuen sich (fast täglich) auf die Schule. Sie berichten begeistert von den Dingen, die sie gelernt haben und was als nächstes kommt.

Es wäre schön, wenn sich das Schulsystem in Deutschland auch etwas weiterentwickeln würde, um die Stärken der Kinder zu fördern und ihnen nicht aufzuzeigen, was sie alles noch nicht können. Ich würde mir wünschen, dass die Kinder wieder Freude am Lernen haben und ihre Neugierde am Unterrichtsstoff geweckt wird. Und wünschen darf man ja, oder?

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